Heinrich-Schütz-Ensemble Vornbach Heinrich-Schütz-Ensemble Vornbach
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Tonträger

Friede auf Erden

Release Date: 1. November 2011
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Friede auf Erden – Klang, Klage und Vision

Krieg und Frieden haben Menschen in stetem Wechsel seit Jahrtausenden begleitet. Im heutigen Alltag einer der längsten Friedensperioden Europas scheint dieser Wechsel in den Hintergrund gerückt und der Krieg auf Nachrichten aus fernen Ländern beschränkt worden zu sein. Frieden erscheint darum als unhinterfragte Voraussetzung des eigenen Lebens weit selbstverständlicher als er das tatsächlich ist.

Hier sollen seine Bedeutung aber auch seine Fragilität darum künstlerisch neu lebendig werden. A-cappella-Musik ist dazu in besonderer Weise geeignet, weil sie uns mit ihrer Wort-Ton-Beziehung an den Empfindungen, die mit Frieden und seinem Antipoden, dem Krieg, einhergehen, intensiv teilhaben lässt. Krieg und Frieden reichen in ihren Konsequenzen, so zeigen die ausgewählten Werke, tief in das religiöse und säkulare Leben des Einzelnen hinein. Will man sich der Bedeutung dieser Begriffe musikalisch nähern, bedarf es darum einer ebenso ausdifferenzierten musikalischen Collage.

Die Werke der CD reichen darum von dem irdischen Flehen um Frieden bis zu dem Spott Gottes über die eigensinnigen Menschen, von dem mittelalterlichen Ordo-Gedanken bis hin zur ins Wortlose zurückgenommenen Klage des 20. Jahrhunderts, vom Wiegenlied am Vorabend des Krieges bis hin zur groß angelegten Nachzeichnung der Friedensvision der Weihnachtsgeschichte.

Album Review

Krieg und Frieden ist als weltpolitisches Thema aktueller denn je. Auch musikalisch bietet sich unter diesem Themenkomplex ein spannendes und umfassendes Werkumfeld, aus dem sich schöpfen lässt. Das Heinrich-Schütz-Ensemble Vornbach kombiniert auf seiner im April erschienenen CD „Friede auf Erden“ reines A-cappella-Repertoire und spannt damit den Bogen über Namensgeber Heinrich Schütz zurück zur „Missa da Pacem“ von Jousquin Desprez, bis zu Mendelssohn Bartholdy und Maurice Ravel, schließlich zur zeitgenössischen Musik des Schweden Thomas Jennefelt. Im Zentrum der Aufnahme steht Arnold Schönbergs Motette „Friede auf Erden“ – ein echter „Brocken“ der Chorliteratur, emotional wie schwierigkeitstechnisch.

Die Sänger des HSE – teils Amateurmusiker, teils studierte Sänger – meistern dieses Werk mit Souveränität und homogener Klangfülle. Mit „Peace I leave with you“ des norwegischen Komponisten Knut Nystedt schließt die CD mit einem innig gesungenen Plädoyer an den Frieden: berückend reiben sich hier die Dissonanzen in farbenreicher Harmonik, bis sich das Stück schließlich doch ins versöhnliche Dur auflöst und somit unter das thematisch und musikalisch nahegehende Repertoire des A-cappella-Albums einen durchaus hoffnungsvollen Schlusspunkt setzt.

Chorleiter Martin Steidler musiziert bedacht und feinsinnig: niemals lässt er seinen Chorklang zu opulent werden, ist stets auf akkurate und zielführende Stimmführung bedacht. Darunter leidet die Intensität der Chorwerke aber keineswegs, im Gegenteil: Es entsteht eine berührend-schöne Schlichtheit, die die musikalische Kernaussage dieser Werke ganz in den Mittelpunkt rückt. Und was diese Aufnahme so einigen Rein-Profichor-Einspielungen voraushat: In jedem einzelnen Ton dieser Einspielung hört man Freude und Engagement der Sängerinnen und Sänger für die Musik, die sie dort gemeinsam entstehen lassen.
- crescendo (Carla Neumann)